Mit unserem Know-how werden Weltrekorde gebrochen

Tochtergesellschaft des Saerbecker Technologie-Unternehmens SAERTEX entwickelt Material und Verfahren für längstes Rotorblatt der Welt

Saerbeck. Es sind beeindruckende Eckdaten, an deren Entstehung das Unternehmen SAERTEX aus Saerbeck beteiligt ist. So wurde in enger Zusammenarbeit zwischen der SAERTEX Tochtergesellschaft Devold AMT und dem Entwicklerteam des dänischen Rotorblattherstellers LM Wind Power jüngst das längste Rotorblatt der Welt für eine Windenergieanlage entwickelt: Stolze 88,4 Meter lang ist das Endprodukt. Es wurde für eine Offshore-Windenergieanlage mit einer Leistung von 8 MW konzipiert. Zum Vergleich: Herkömmliche Onshore-Windenergieanlagen, wie sie in vielen Windparks im gesamten Münsterland stehen, befinden sich üblicherweise in Leistungsklassen zwischen 2 und 4 MW, wobei auch Anlagen bis 5 MW Leistung und mehr gebaut werden – abhängig von den spezifischen Bedingungen am jeweiligen Standort der Anlage. Das jetzt vorgestellte Rotorblatt ist über zehn Meter länger als ein Airbus A380, der Rotordurchmesser der gesamten Anlage ist größer als der Durchmesser des Kolosseums in Rom. Mit diesen extremen Dimensionen leistet die Neuentwicklung einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Stromgestehungskosten für Windstrom, was diese Energiequelle immer wettbewerbsfähiger werden lässt. Eine Windenergieanlage dieser Größenordnung kann Strom für bis zu 10.000 Haushalte erzeugen.

Doch solche Zahlen kommen nicht von ungefähr, denn die schiere Länge des neuen Rotorblatts stellt enorme Anforderungen an das verbaute Material. Schließlich wirken auf die  Flügel im Betrieb starke mechanische Kräfte, denen sie standhalten müssen. Zudem ist deren Formgebung entscheidend für den Wirkungsgrad und die Lärmemissionen einer Windenergieanlage, die wiederum wichtige Kriterien für den Vermarktungserfolg und die Genehmigungsfähigkeit eines Anlagentyps sind. Moderne Rotorblätter werden daher in einem aufwendigen Leichtbau-Fertigungsverfahren hergestellt und bestehen hauptsächlich aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Carbonfasern. Ein Spezialist für derartige Verstärkungsmaterialien und Herstellungsprozesse ist die Firma SAERTEX aus Saerbeck.

Simon Lammers, geschäftsführender Gesellschafter der SAERTEX GmbH, hebt die Bedeutung der Windenergie für das Unternehmen hervor: „In dieser Branche sind wir von Anfang an aktiv. Die Entwicklung von Leichtbaumaterialien ist von großer Bedeutung für den Bau von Windkraftanlagen und seit jeher unsere Kernkompetenz.“ Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Klaus steht Simon Lammers für die nächste Generation der Gesellschafter in der Geschäftsführung neben Firmengründer Bruno Lammers.

Das Familienunternehmen wurde 1982 gegründet und ist seitdem stark gewachsen. Inzwischen ist SAERTEX in 9 Ländern mit 13 Standorten vertreten, weltweit beschäftigt das Unternehmen derzeit 1.400 Mitarbeiter. Der Umsatz belief sich im Jahr 2016 auf 350 Mio. Euro. Damit zählt SAERTEX zu den global agierenden „Hidden Champions“ aus dem Münsterland. Neben der Windenergiebranche ist SAERTEX unter anderem in der Automobil- und Luftfahrtindustrie, dem Boots- und Schiffbau sowie der Baubranche tätig. „Zusammen mit unseren Tochtergesellschaften arbeiten wir immer an der Entwicklung zukunftsweisender Produkte für die Industrie. Mit Hilfe unseres Know-hows werden heute Weltrekorde gebrochen“, freut sich Klaus Lammers über das neu entwickelte Rotorblatt von Devold AMT und LM Wind Power.

Neben dem Weltmarkt hat das Familienunternehmen auch die Region im Blick. So wirdderzeit der Firmensitz in Saerbeck ausgebaut. Zudem ist SAERTEX Partner der WindRegion Münsterland, einem von der EU und dem Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projekt zur Vernetzung der regionalen Windenergieindustrie. Mit über dreißig Partnerunternehmen bildet das bei der EWG – Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH angesiedelte Vorhaben die Wertschöpfungskette der Windenergie im Münsterland ab. Zum Angebot der WindRegion Münsterland zählen diverse Veranstaltungen wie beispielsweise das Format WindRegion-OnTour, das Schüler und Studierende aus der Region mit Windenergieunternehmen zusammenbringt. „Wir wollen den zukünftigen Fachkräften die vielfältigen Berufschancen in der Windenergie aufzeigen. Um in dieser Zukunftsbranche zu arbeiten, müssen sie nicht in andere Regionen Deutschlands ziehen: Hier bei uns im Münsterland warten attraktive Arbeitgeber auf sie“, erläutert Yassine Mokdad, Projektleiter der WindRegion, den Gedanken hinter der Veranstaltungsreihe. Die dritte WindRegion-OnTour wird am 11. Dezember stattfinden.

Projekt: Kompetenzregion Windenergie Münsterland. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Landes NRW und der Europäischen Union gefördert. Projektträger ist die EWG – Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH.